Wie man mit Konzertfotos Geld verdient
Viele sehen es als die Königsklasse des Fachs, als den ultimativen Test der Fotoausrüstung und des eigenen Könnens.
Die Konzertfotografie - Licht an, Licht aus, Licht vorne, Licht hinten, der Sänger springt in die Luft, der Gitarrist hält sein Instrument wie eine Trophäe empor.
In buchstäblich hundertstel Sekunden müssen eine ganze Reihe von Entscheidungen getroffen werden.
Ist etwas falsch; stimmt die eigene Position nicht, ist die Belichtungszeit, die Blende oder der ISO-Wert nicht korrekt, ist der Moment weg, für immer.
Zweite Chancen gibt es nicht und ständig ist man in Bewegung.
Wenn es keinen Fotograben gibt, ist man auf die Freundlichkeit des Publikums oder ein sehr großes Teleobjektiv angewiesen.
In aller Regel ist ein Auftritt nach 60-90 Minuten vorbei, sofern man nicht ohnehin nach den ersten drei Songs aufhören muss.
Doch der Fotograf arbeitet weiter - Gigabyteweise muss die Spreu vom Weizen getrennt und danach aufbereitet werden.
Weitere Stunden ziehen ins Land bis wirklich alles fertig ist.
Was ist der Lohn dafür?
Bei kleinen bis mittleren Bands lautet die Antwort fast immer:
"Kannst beim Bier mittrinken und das Konzert sehen!"
Oder auch:
"Du bekommst dann für das Festival ein VIP-Ticket!"
Selbst bei großen Acts ist das im Grunde Alltag.
Für Enthusiasten, die mit der Tätigkeit einfach zwei Leidenschaften miteinander verbinden und auf die Qualität der Fotos nicht angewiesen sind, ist das auch in Ordnung.
Wer jedoch tausende Euro in die Ausrüstung und Stunden in Sichtung und Entwicklung investiert und das irgendwie wieder reinholen muss, ist hier aufgeschmissen.
Besser man ist bei großen Publikationen fest angestellt, oder kann das eine oder andere Bild an solche Magazine verkaufen - so für 10-50 Euro pro Bild.
Und da werden nicht grade 100 Stück auf einmal abgenommen.
Denn, wenn man das große Geld verdienen will, braucht man jemanden, der es einem bezahlt.
In Zeiten der gratis Webzines (besonders im Metalbereich), die in der Freizeit normaler Berufstätiger häufig zum Spaß betrieben werden und rückläufiger Auflagen sämtlicher Printmedien, ist Geld einfach ein sehr knappes Gut.
Es gibt schlicht genug Leute, die das zum Spaß machen, ob Fotos oder die Webzines oder beides paralell - das ist kein Vorwurf an diese Leute, sondern Realität.
Und wenn die Menschen den Gratiscontent der einen dem kostenpflichtigen Inhalt der anderen vorziehen, wirkt sich das letztlich auf alle aus.
Bei den kleinen und auch mittleren Bands ist es so, dass die häufig auch nicht von ihrer Musik leben können, sondern einer geregelten Arbeit nachgehen (müssen).
In manchen Fällen helfen Fotos von Auftritten der Band an weitere Gigs zu kommen, da können dann mal 50-100 Euro an den Fotografen abfallen, der die Bilder dann entsprechend zur Verfügung stellt - und es ist keineswegs gesagt, dass diese Shows dann wiederum auch Geld abwerfen.
Selbst ein gestandener Journalist und Konzertfotograf eines namhaften deutschen Printmagazins erzählte mir, dass nur mit der Fotografie von Konzerten an sich, eigentlich kein Leben zu finanzieren ist.
Von sowas wie einer Familie mal ganz zu schweigen.
Dafür muss man schon Journalist sein - am besten fest angestellt.
Und das wird man nicht einfach, in dem man sich einen Collegeblock+Stift und eine Kamera kauft.
Fotos und journalistische Inhalte werden immer mehr zu einer Allerweltsware, zu etwas austauschbarem - das Netz ist überschwemmt davon.
Wollte man vor 20 Jahren noch ein Foto oder einen Artikel veröffentlichen, musste man Menschen davon überzeugen, dass der Inhalt es wert ist gedruckt zu werden.
Das ist heute anders - das Millionenpublikum ist nur wenige Mausklicks entfernt - es merkt sich den Inhalt allerdings auch nur bis das Ende der Facebook-Galerie erreicht ist und nur eine Minderheit erinnert sich, wer die Bilder überhaupt gemacht oder den Artikel geschrieben hat.
Nur wenigen Menschen ist noch klar, dass professionelle Qualität, egal warum es geht, nicht einfach mit ein paar Bier oder einem Photopass "bezahlt" werden kann.
Oder man macht die Konzertfotografie nur nebenbei und konzentriert sich sonst auf etwas anderes, wie Hochzeiten oder Scheidungen.
Lacht nicht, googelt lieber...
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