Als Fotograf selbstständig machen
Viele träumen davon und liegen lange wach, wägen Pro und Kontra ab, ob sich das überhaupt lohnt.
Unsicher, welche Kosten auf einen zukommen und ob man dann Bilanzen anlegen und Bücher führen muss oder ob man wegen eines falsch gesetzten Kreuzes auf einem Formular des Finanzamts morgens um 6 von einer Blendgranate des MEK geweckt wird.
ich habe den Schritt kürzlich gewagt (das Selbstständig machen, nicht das mit der Blendgranate) und dachte, ich erkläre hier mal, wie das für mich so war.
Dieser Artikel kann keinen Expertenrat vom Steuerberater ersetzen!
Aber die gute Nachricht zuerst:
Man braucht außer Lesen & Schreiben nichts zu können.
Die Bezeichnung "Fotograf" ist nicht geschützt, jeder Idiot darf sich also so nennen.
Eine Kamera ist ebenfalls nicht zwingend erforderlich.
Will man das, wie ich, neben seinem normalen Job machen, muss der Arbeitgeber das erst schriftlich genehmigen.
Das ist sehr wichtig!
Danach gehts zum Ämterlauf!
Meine Reise führte mich in das örtliche Gewerbeamt hier in Köln.
Das erforderliche Formular kann man hier herunterladen und schonmal vorab ausfüllen.
Der Vorteil das schon vorab auszufüllen, ist klar.
Man kann nämlich den Spruch "Ich hab' da schonmal was vorbereitet" bringen.
Der Brüller auf dem Gewerbeamt.
Die recht kurze Prozedur kostet 20 Euro und man bekommt einen ganzen Stoß an Dokumenten mit - inklusive Erfassungsbogen für das Finanzamt.
Ich empfehle einen großen Umschlag oder eine Klarsichthülle für den Papierkrieg mitzubringen - sowas haben die dort nämlich nicht ("Da hätt' Kölle kein Jeld für!").
Der nächste, eigentlich der erste, Schritt führt zur Handwerkskammer ("Die werden sonst böse") - im Falle von Köln, ist die am Heumarkt - es handelt sich dabei um ein ganzes Gebäude und nicht etwa um eine Kammer im eigentlichen Sinn.
Hierfür sind EUR 120,- mitzubringen oder per EC-Karte zu zahlen.
Man bekommt dafür dann aber auch so einen feschen Aufkleber und eine Bescheinigung, dass man da war.
Es ist also nicht so, dass man hier einfach nur Kohle für Nichts latzen müsste.
Tatsächlich kann man an Kursen und Schulungen teilnehmen, die dann natürlich extra kosten.
Und man bekommt eine Zeitschrift in der dann alles steht, was man schon immer über Gerüstbauer und Maurer wissen wollte.
Das mit der Bescheinigung meinte ich ein paar Zeilen vorher mit "eigentlich der erste Schritt".
Der nette Mann im Gewerbeamt sagte mir nämlich, dass ein solches Fotografie-Gewerbe eigentlich nur angemeldet werden kann, wenn man eben jenen Wisch von der Handwerkskammer dabei hat.
Für mich hatte man jedoch eine Ausnahme gemacht.
Wahrscheinlich, weil ich einfach so ein cooler Typ bin - aber ich möchte nicht eingebildet klingen.
Aber für alle anderen gilt:
Erst Handwerkskammer, dann Gewerbeamt.
(Zur Not vorher anrufen und dumm stellen)
Wie erwähnt, bekommt man beim Gewerbeamt auch das Erfassungsformular für das Finanzamt.
Das ist natürlich auszufüllen und dorthin zu schicken.
Nach meiner Kenntnis, hat man 30 Tage Zeit dafür.
Man kann es dort aber auch persönlich abgeben, das hat den Vorteil, dass man eventuelle Unklarheiten direkt beseitigen kann und das war auch der Weg, den ich gewählt hatte.
Ich habe die sogenannte Kleinunternehmerregelung in Anspruch genommen.
Dann kann ich die Mehrwertsteuer zwar nicht absetzen (z.b. für eine neue Kamera), muss aber diese Voranmeldung auch nicht machen.
Ich muss außerdem keine doppelte Buchführung machen, sondern rechne einfach Gewinne gegen Verluste auf.
Das wird dem Amt dann jährlich gemeldet.
Die Steuernummer bekommt man dann ein paar Wochen später per Post. Bis man die hat, kann man auf seinen Rechnungen angeben, dass die Nummer nachgereicht wird.
Das geht recht formlos, versicherte mir die Dame in Zimmer 105.
Nächste Station: Berufsgenossenschaft
Macht man sich in Deutschland mit irgendwas legalem Selbstständig, ist man automatisch in einer Berufsgenossenschaft.
Manche Tätigkeiten müssen versichert werden, andere nicht.
Der Kram mit den Fotos muss versichert werden.
Und bevor ich wieder eine Nahtoderfahrung am Briefkasten erleide, hatte ich mich da selbst gemeldet.
Der Spaß kostet ca. EUR 350,- im Jahr.
Allerdings ist man dafür gegen so ziemlich alles krankenversichert, was einem während der selbstständigen Tätigkeit so an Unfällen passieren kann.
Man braucht dann auch nicht mit seiner Krankenkasse zu diskutieren, was wann übernommen wird oder nicht.
Wird man berufsunfähig, erhält man z.B. 1.200 Euro Rente im Monat.
Arbeitet man jedoch weniger als 800 Stunden im Jahr an seiner selbstständigen Geschichte, kann man sich befreien lassen, wenn man will.
So habe ich das zumindest verstanden.
Jetzt sind die Amtsbesuche zunächst vorbei und man kann sich endlich seinen Lebenstraum erfüllen und eine Metro- oder Handelshof Karte besorgen.
Auch Werbung kann man jetzt schalten, sollte sich daraufhin jemand melden, wird es eventuell doch Zeit, sich eine Kamera zu kaufen.
Wem das alles doch etwas zu undurchsichtig ist, oder wer das lieber auf freiberuflicher Basis machen will, dem empfehle ich dringend vorher einen Steuerberater aufzusuchen.
Die Erstberatung ist eigentlich immer gratis oder etwa im 20 Euro Bereich.
Für Klarheit, gut investierte Zeit!
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