Portraits mit Stinkefinger - Die Freizeitrebellen.

Nach fast einem Jahr, gibt's mal wieder was Neues hier im Blog.
Über etwas, was mir immer wieder auffällt.

In den Weiten der sozialen Medien sieht man sie jeden Tag.
Fotos von Menschen, die einem den Mittelfinger entgegenstrecken.
Überall, auch auf Partyfotos sieht man das.

Die Botschaft ist vermeintlich klar:

"Du kannst mich mal."

Es ist aber etwas anderes, was da transportiert wird:

"Ich halte mich für unangepasst, rebellisch, für einen Individualisten und es ist mir egal, was andere von mir denken.
Und weil man mir das im Alltag weder ansieht noch anmerkt, reihe ich mich mit dieser Geste in die lange Schlange der ganzen anderen rebellischen, unangepassten Individualisten ein und zeige auf Fotos meinen Mittelfinger, damit die Leute genau das von mir denken."

Offenbar ist es doch nicht so egal, was Andere denken.
Sonst bräuchte man diese Geste auf dem Foto nicht.

So kommt das jedenfalls bei mir als Betrachter und auch als Fotograf an.

Und etwas individuelles oder rebellisches ist das auch schon lange nicht mehr.
Dafür machen das einfach zu viele Leute.

"Boah, was ein krasser Typ, zeigt auf einem Foto den Mittelfinger...was der sich alles traut..."
- Kein Betrachter, jemals.

Viel besser ist es doch, diese Einstellung auch tatsächlich zu leben - dann sieht man das auch auf dem Foto.
Ganz ohne inflationären Mittelfinger.
Das wäre wirklich authentisch - das Mittelfingerfoto macht mehr so den Eindruck eines Wochenend-Poser-Rebellen mit Vollzeitjob.

Bei manchen Menschen habe ich den Eindruck, dass das mittlerweile ein Reflex ist.
"Oh ein Kameraobjektiv, schnell den Mittelfinger ausfahren und allen zeigen wie hart ich bin!"

Interessant ist auch:
Dieses Phänomen scheint unabhängig vom Bildungsgrad oder Alter zu sein.
So zumindest mein subjektiver Eindruck.
Vielleicht macht ja mal jemand eine Studie zum Thema.

Aber vielleicht nehme ich auch wiedermal alles viel zu wichtig ;)