Vergessene Orte - Geschichte und Respektlosigkeit

HUS_0831-Bearbeitet-Bearbeitet.jpg

Sie sind ein bisschen wie die Schwiegermütter in der Fotografie - man sieht sie zwar nicht oft, aber wenn, fragt man sich unwillkürlich wie in so kurzer Zeit nur alles so verfallen konnte.
Ende der Analogie. 
Es geht um vergessene Orte oder auch "Lost Places".

Der Anlass einen solchen Ort zu besuchen sind fast immer Hinweise von Freunden und Bekannten (Vielen Dank an der Stelle) oder auch einfach Fotos, die online präsentiert werden.

Von diesen Orten geht eine unheimliche Faszination aus, die Geschichte, die sie erzählen und wie sich die Natur ihr Gebiet langsam zurückerobert.
Den zeitlichen Luxus solche Erben der Vergangenheit zu besuchen, kann ich mir leider nur selten leisten.

Die Herausforderung besteht darin, diesen Ort tatsächlich zu finden.
Denn konkrete Adressen und Positionen werden in der Szene kaum weitergegeben.
Google, Google-Maps, alte Zeitungsartikel und das gute, alte Durchfragen sind nur wenige der Mittel, die man nutzen kann.
Auch festes Schuhwerk ist wichtig, oft muss man durch unwegsames Gelände.
Und ganz alleine sollte man sich an solche Ausflüge auch nicht wagen.
Alte Gemäuer sind oft einsturzgefährdet - ein Helm empfiehlt sich durchaus.
Auch eine Taschenlampe mit ausreichend Batterien sind zu empfehlen.

Leider haben fast alle diese Orte eine Sache gemeinsam:
Sie sind nicht nur Opfer von natürlicher Vegetation sondern auch von Vandalismus und Müll.
Da werden Flaschen aufgeschmissen, Fenster und Möbel zerstört, Feuer gemacht und natürlich mit Farbe gesprüht.
Solange bis die Halluzination, dass man ganz allein auf der Welt ist, so täuschend echt wird wie der Air Force Pilot im Kölner Karneval.

Aber auch viele "Fotografen" sind unter den Schuldigen zu finden.
Hier werden gerne mal Möbel einfach umgestellt, Türen ausgehängt oder an die Wände gesprüht - alles damit es zum jeweiligen Shooting passt.

Es ist eine Kombination aus Egoismus, Gedankenlosigkeit und mangelndem Respekt.

So wie neulich, als ich mit einer illustren Truppe in einem Naturschutzgebiet unterwegs war um alte Panzer zu fotografieren.

Die Kolosse stehen da einfach herum.

Das Wetter war super, die Stimmung auf einem absoluten Hoch bis - ja, bis wir auf Zeitgenossen trafen, die es für angemessen hielten diese Idylle mit lauter Musik aus dem Smartphone zu bereichern.
Offenbar war hier ein Shooting im Gange - Posinganweisungen und Ideen für Outfits wurden durch den Wald gebrüllt - man musste ja schließlich die Musik übertönen.

Wir waren uns sicher: die Tierwelt ist begeistert und wir konnten uns vor Fremdschämerei kaum noch in die Augen sehen.
Man kann da sicherlich verschiedener Meinung sein, aber
angemessenes Verhalten in einem Naturschutzgebiet geht anders.

Aufgrund solcher und anderer Erlebnisse gebe ich keine Adressen solcher Orte weiter.
Auch wenn "meine" Örtlichkeiten lange nicht geheim sind, liegen sie mir doch am Herzen und den Leuten, die ich kenne und schätze auch.

Wer sowas sehen möchte und dem es ernst ist, fragt in einschlägigen Gruppen nach, ob man mal mitkommen kann - da lernt man dann auch direkt, wie man sich zu verhalten hat:

  • Es wird nichts dort gelassen, was vorher nicht da war.
  • Es wird nichts mitgenommen.
  • Es wird nichts bewegt.
  • Es wird nichts angemalt oder sonst verändert.
  • Man verhält sich ruhig.
  • Es wird nirgendwo eingebrochen.

Nur um ein paar Beispiele zu nennen - wenn man sich an die hält, kann nicht mehr viel passieren und man erhält die Atmosphäre auch für andere Besucher.

Folgt dem Blog auf Facebook:
Facebook.com/huskypixels