Wie man Essen fotografieren kann

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Ich frage mich, beim Verfassen dieser Zeilen, warum ich mich dem Thema nicht schon viel früher gewidmet habe, wo das doch so viele Leute in schöner Regelmäßigkeit machen:

Essen fotografieren.

Damit meine ich nicht unbedingt diese Unart im Restaurant seinen Begleitern auf die Nerven zu gehen, sondern eher die Illustration seines Rezeptes, dass man mit Freunden und Familie teilen möchte.

Aber zunächst ein paar grundsätzliche Punkte:

  • Kein Foto der Welt, ist es wert sein Essen kalt werden zu lassen.

  • Speisen sehen auf Fotos häufig unappetitlich aus, sie ansehnlich herzurichten ist eine Wissenschaft für sich und hier nur im Ansatz ein Thema.

  • Die Ausrüstung ist eher zweitrangig, wenn man für schönes Licht sorgt, sind auch mit dem Handy durchaus schöne Aufnahmen möglich.

Fangen wir beim Wichtigsten an:
Dem Licht.
Das schonmal vorzubereiten, ist wichtig um schnell das Bild machen und direkt speisen zu können.
Ideal ist Tageslicht bei bewölktem Himmel oder auch eine Tageslichtlampe.
Letztere gibt es für kleines Geld in jedem Baumarkt

Warum kein Sonnenschein?

Natürlich kann man auch bei strahlender Sonne fotografieren, aber "hartes" Licht, wirft auch harte Schatten, die oft nicht gut aussehen.
Bei bewölktem Himmel hingegen, ist alles schön gleichmäßig ausgeleuchtet.
Im Falle des strahlenden Sonnentages bringt es viel, sich in den Schatten zu setzen.

Wie mache ich das jetzt mit der Lampe?

Da sind der kreativen Ader keine Grenzen gesetzt:
Schöne Ergebnisse erreicht man oft, wenn eine Lampe von schräg vorne des Tellers die Mahlzeit beleuchtet.
Aber auch mit der Lampe haben wir hier das Problem mit hartem Licht und harten Schatten.
Das lässt sich zum Glück lösen, indem man etwas weißes Krepppapier oder weißen Stoff auf die Lampe klebt oder mit Wäscheklammern fixiert.
Das ist bei der Lampe sehr viel einfacher als, zum Beispiel, bei der Sonne.

Wenn man hier noch einen störenden harten Schatten hat, einfach ein weißes Stück Papier oder Alufolie nehmen und das an die unbeleuchtete Seite halten (lassen), das reflektiert dann das Licht der Lampe und hellt die dunklere Seite etwas auf - damit kann man auch einen räumlichen Effekt erreichen.
Experimentieren ist hier alles, man muss ein Gefühl dafür entwickeln!

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Auf alle Fälle gilt, dass man keinen direkten Blitz benutzen sollte.
Unter Fotografen gibt es den Ausdruck "Totgeblitzt".
Damit ist gemeint, dass das Bild einfach flach ausgeleuchtet, total hell, Kontrastarm und damit uninteressant ist.

Das sollte euch nicht passieren.

Arbeitet mit Tageslicht, Lampen und/oder Reflektoren (z.B. Papier), schon damit lassen sich tolle Aufnahmen machen.
Wer da seinen Spaß drin findet, kann auch in einen Faltreflektor investieren - auch die gibts für kleines Geld im Fachhandel oder bei Amazon.
Ganze Sets in Silber, Weiß, Schwarz usw. gibt es so ab 20 Euro - und für Essen braucht man auch nicht mehr als das.

Woran viele Aufnahmen technisch scheitern, ist zunächst die Schärfe.
Oft wird entweder gar nicht, oder nicht richtig fokussiert.

Wer eine Spiegelreflexkamera sein Eigen nennt, kann sich mit Blende 4 versuchen und den Autofokus der Kamera nutzen, wer auf das Smartphone setzt, kann über die Touch-Funktion scharfstellen.

Hierbei ist es wichtig mit dem Auslösen zu warten, bis das Handydisplay ein scharfes Bild zeigt.
Ich beobachte immer wieder Leute, die auslösen, während das Handy noch nicht mal begriffen hat, was aufs Bild soll.
Mit entsprechendem Ergebnis.

Was aufs Bild soll ist nochmal ein anderes Thema, ich habe hier mal eine Liste dazu angefangen: 

Was aufs Bild muss: 

Das Essen. 

Was aufs Bild kann: 

Zutaten.
Besteck. 

Was nicht aufs Bild soll: 

Der Teppich.
Der Fernseher.
Und auch sonst alles, was mit dem Essen nichts zu tun hat.

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Das ist wichtig für harmonische Aufnahmen - nicht mit Details verwirren, die dem Bild und dem Appetit nicht zuträglich sind.
Wählt den Winkel so, dass auch wirklich nur auf dem Bild ist, was auf das Bild soll.
Das kann von schräg vorne sein, wie im Titelbild, es kann aber auch senkrecht von oben aufgenommen werden, wie hier.
Auch da gilt es zu probieren was das Zeug hält.

Noch ein paar Bemerkungen zum Abschluss:

  • Am besten schließt man die Umgebung aus, indem man etwas in den Telebereich (Dinge sehen größer aus, als sie sind) zoomt.

  • Zwar sind mit dem Handy "ansehnliche" Aufnahmen möglich, wirklich gut wird die Bildqualität aber erst mit einer Spiegelreflex oder einer Systemkamera mit großem Sensor.

  • Man muss häufig variieren; für eine Tomatensuppe (Tomaten mit ins Bild nehmen!) gelten nicht unbedingt die gleichen Gestaltungsregeln wie für Brathähnchen.

  • Immer gleich mehrere Aufnahmen machen - dann hat man später etwas Auswahl und kann 1-2 unscharfe Bilder kompensieren.

Hier wurde nur ein Licht und keine Alufolie oder so als Reflektor benutzt. Wir hatten einfach Hunger.

Hier wurde nur ein Licht und keine Alufolie oder so als Reflektor benutzt. Wir hatten einfach Hunger.

Bei diesem Bild wurde noch auf eine andere Art getrickst:
Die Portion, die man hier sieht, ist in Wirklichkeit sehr klein.
Das hilft, um die einzelnen Zutaten auf dem Foto zu erkennen.

Wäre das eine "normale" Speiseportion gewesen, sähe man hier vor allem eine weiße Suppe mit grünen Spuren drin.

Wenn es dann ans Essen geht, einfach noch ein oder zwei Kellen drauf und es kann gegessen werden.

Guten Appetit!

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