Von einer Hochzeit, einem Schwarzfahrer und einer Wildpinklerin.

Es gibt so Tage, da bleibt man besser im Bett, oder macht die Dinge schlicht richtig.
Anders als ich. An jenem schicksalhaften Freitag eines Fotografenlebens, von dem dieser persönliche Blogeintrag handelt.

Ich war gebucht für diesem Tag um 08:30 Uhr im Standesamt Köln.
Es ging nur um die Standesamtliche Hochzeit, mit einer handvoll Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten, alles in allem, vielleicht 30 Personen.

Keine große Sache also.

Ich stand pünktlich um 6 Uhr auf, ging duschen, packte die über Nacht geladenen, Akkus in Kamera und Blitze und schaute, ob auch alles da ist und funktioniert.
Meinen Anzug legte ich schonmal auf der Couch bereit um diesen nach dem Zähneputzen direkt anziehen zu können.
Ich kam jedenfalls aus dem Bad zurück um festzustellen, dass unsere Katze Mia ihn zwischenzeitlich als Pissoir benutzt hatte.

Ist sich bis heute keiner Schuld bewusst: Mia

Ist sich bis heute keiner Schuld bewusst: Mia

Nun ist in so einer Situation guter Rat natürlich teuer.
Vor allem, weil es mein einziger verfügbarer Anzug war.
Und im Star Wars-Hoodie auf eine Hochzeit zu gehen, mag vielleicht für manche Menschen Stil haben, auf die Allgemeinheit übertragbar ist das aber leider nicht.

Es musste jedenfalls Abhilfe geschaffen werden.
also nahm ich den Anzug und spritzte ihn mit der Duschbrause ab, um ihn hinterher wieder trocken zu föhnen.
Das dauerte eine Weile und die Uhr tickte.

100% trocken bekam ich die Garderobe natürlich nicht und von 100% sauber möchte ich lieber gar nicht erst anfangen.
Ich zog die Sachen jedenfalls triefend feucht an und musste schnellstens zum Bahnhof, denn auf die Verspätungen der Bahn kann man sich bedauerlicherweise nicht verlassen und Ausreden gibt es nicht.

Den Zug betrat ich buchstäblich in allerletzter Sekunde. Und da der Abgang so furchtbar gehetzt war, prüfte ich lieber nocheinmal den Inhalt meines Rucksacks:
Kamera da?
Speicherkarten?
Blitz?
Akkus?
Reserveakkus?

Während ich nochmals alles überprüfte, schallmeite es mir aus dem vorderen Waggonteil entgegen:
"Schönen Guten Morgen, die Fahrkarten bitte!"
Hatte ich in dem ganzen Stress eine Fahrkarte gekauft?

Natürlich nicht.

Der Schaffner musterte mich mit einem Blick, den wohl sonst nur Neuankömmlige in der Strafanstalt von den Wärtern zugeworfen bekommen und während er meine Personalien aufnahm, merkte ich wie der Anzug langsam trocknete und allen Passagieren mein schreckliches Geheimnis verriet.

Wenige Minuten später entkam ich dieser Demütigung und machte mich auf den Weg zur Nächsten.
Nämlich schnell die 60 Euro Bußgeld am Schalter bezahlen.
Nach der Hetzaktion mit der Bahn lag ich gut in der Zeit und wollte das einfach direkt erledigt haben.

Weiter ging es zum Standesamt, dem Grund der kompletten Aktion.
Die gesamte Mannschaft erwartete mich bereits und ich musste direkt die Geschichte des Tages erzählen - da mich die meisten der Anwesenden sowieso kannten, war das vergleichsweise schmerzfrei - peinlich war es trotzdem.

Irgendwann ging es dann auch los.
Ich sage immer, dass man mit den Standesbeamten Glück oder Pech haben kann.
Hier hatte das frischgebackene Ehepaar Glück.
"Kölsche Jung jesoocht - an der Stelle alles richtich jemaacht!"

Nach dem zeremoniellen Teil fuhr ich nach Hause um die Bilder auszuwerten und zu retuschieren.
Nach ca. einer Stunde, entschied ich mich dann auch das Jacket auszuziehen und nochmal duschen zu gehen.

Am Ende des Tages war ich sehr glücklich, endlich im Bett zu liegen und ging ein paar Dinge für die Zukunft durch:

  • Anzug nicht mehr (auch nicht mal kurz) auf die Couch legen.
  • Fahrkarte für die Bahn vorher besorgen.

Habt ihr auch solche Geschichten?
Schreibt sie in die Kommenrate - vielleicht lebe ich dann besser damit und kann zu Mia wieder netter sein und ihr ein paar Leckerlies mehr geben ;)

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