Mein härtester Auftrag.

Sternenkind

-  (verhüllend) vor oder kurz nach der Geburt gestorbenes Kind

Nie war eine Thematik hier im Blog härter als die, von der ich heute schreibe.

Ich weiß daher auch gar nicht richtig, wie ich anfangen soll.
Ich beschreibe deswegen einfach die Ereignisse aus meiner Sicht.

Am 25.05.2016 um 16:41 Uhr ging die Nachricht auf meinem Handy ein, dass ein Neugeborenes, keine drei Wochen alt, in den nächsten Tagen sterben wird.

Die Eltern wünschen sich ein paar letzte Bilder von ihrem Glück, bevor das Schicksal es ihnen wieder entreißen sollte.

Ich hatte etwas derartiges noch nie vorher getan und war sehr verunsichert, als ich mich auf den Weg in die Uniklinik machte. 

Wie sollte ich den Eltern gegenübertreten, die grade die Hölle auf Erden durchmachen?

Wie verhält man sich da? 

Wenn es darauf eine Antwort gibt, muss diese wohl sein, dass es keine gibt. 

Es gibt kein richtiges Verhalten und diesem zwanghaft folgen zu wollen, ist vielleicht der größte Fehler, den man machen kann. 

Ich traf auf ein junges, freundliches und enorm starkes Elternpaar - ihre Augen verrieten mir, dass sie nicht erst seit einer Stunde an dem Bettchen sitzen und sich auf den schmerzhaftesten Abschied vorbereiteten, den man sich vorstellen kann.

Da lag die kleine Maria, an all' diese Schläuche angeschlossen und kämpft um ihr kurzes Leben. Alle wissen, dass es aussichtslos ist, sie nie eine Chance im Leben bekommen sollte und alles was bleibt zwei trauernde Eltern sind, die sie niemals vergessen werden.

Egal was sie in ihrem Leben noch erwartet.

Blende einstellen, Zeit einstellen, Empfindlichkeit einstellen, fokussieren und auslösen.

Hätte ich darüber nachdenken müssen und nicht alles in reflexartigen Checklisten - ich wäre nicht in der Lage gewesen auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen oder ein Bild zu machen.
Ich habe einfach funktioniert - es war, als könnte ich mir selbst dabei zusehen.

Als ich mich verabschiedet hatte, bin ich mit einem gewaltigen Kloß im Hals dem Ausgang entgegen gelaufen - mit jedem Schritt wuchs der Wunsch wieder Abstand zu gewinnen genau so schnell wie die Gewissheit, dass es so etwas wie Abstand für mich nicht geben kann. Die paar Meter bis an die Luft wurden sehr lang.

Ich hoffe, dass meine Fotos den Eltern irgendwie helfen können weiterzumachen und den Mut nicht zu verlieren. Das ist die einzige fundierte Art auf die ich helfen konnte. 

Ich wurde gefragt, warum ich "sowas" überhaupt mache.
Ich habe eine Antwort darauf:

Ich will einen Moment festhalten der nie wieder kommt.

So einfach können die schwersten Dinge manchmal sein.

Es ist auch egal, was in meinem Leben noch auf mich wartet, in wenigen Minuten hat mir die Kleine mehr über das Leben beigebracht als die letzten drei Jahrzehnte es vermochten.

Ich werde sie auch nie vergessen. 

Meine Heldin aus Gebäude 26. 

 

Wer das liest, (Hobby)Fotograf ist und mithelfen möchte, kann sich hierhin wenden: http://www.dein-sternenkind.eu/FOTOGRAFEN-NEW/index.php