Fotografie: Arrogante Anfänger

Die Spiegelreflex ist gekauft, Lightroom und Photoshop hat man auch direkt für sich entdeckt und natürlich ist eines der zahlreichen HDR-Programme auch schon installiert.

Dann kann's ja losgehen.

Ein Bild mit dem Wahrzeichen des Ortes, an dem man lebt bei Tage geschossen und einmal durch sämtliche Programme gejagt, um auch wirklich alles rauszuholen was geht.

Je weiter die Regler im HDR-Programm geschoben werden, umso beeindruckender das Foto. Dann noch alles auf Schwarz weiß, außer dem beeindruckenden Gebäude natürlich.
Noch einen kleinen Text dazu "Heute mal in der Stadt." und ab damit in die Fotogruppe auf Facebook.

Und natürlich auf die frisch erstellte Seite auf der Plattform.
Die 23 Fans sind begeistert.

Die Leute in der Gruppe nicht so.

Wenige Sekunden nach dem Upload hagelt es Kommentare.
"Tot bearbeitet"
"HochDieRegler"
"Ist das Kunst, oder kann das weg?"
"Was soll das immer mit dem ColorKey?"

Die Kommentare erzeugen nur Unverständnis.
Man gibt zurück, dass das "eben mein Stil" (oder auch Style) ist und das ja nicht jedem gefallen muss.

"Das ist so gewollt" reingetippt und schon sind die Kritiker still.
Was jemand will, kann von außen sowieso niemand beurteilen, also ist es unmöglich das Gegenteil zu beweisen.

Natürlich sind diese Antworten auf die Kritiker Unsinn.
Sie zeigen nur das menschliche Bedürfnis sich bei einem Angriff verteidigen zu müssen.
Mit irgendwelchen Stilen oder Absichten in der Fotografie hat das gar nichts zu tun.
Es ist viel einfacher:

Man ist Anfänger und hat keine Ahnung, was man da tut.

Man hat eben im Entstehungsprozess etwas gesehen, was man vorher so noch nicht gesehen hat und ist von den Möglichkeiten der Software heutzutage einfach überfordert.
Und das ist nichts Schlimmes.

Beim Ausprobieren und beim Scheitern lernt man am Meisten.

Die Kritiken kommen als persönliche Angriffe an, weil der Kritisierte schlicht keine Kritik gewohnt ist.
Und das führt dann zu diesen Verteidigungs- und Trotzreaktionen wo dann irgendein "eigener Stil" oder die Kunst als solche herhalten muss.

Wie geht man damit um?
Als der kritisierte Anfänger darf man die Kommentare nicht persönlich nehmen.
Kritisiert wird das Bild, nicht man selbst oder der Mensch, der man ist.

Als kritischer Betrachter liegt der Königsweg vermutlich darin, Buchempfehlungen zu geben.
Oder Youtube Links, wo die grundlegenden Gestaltungsregeln besprochen werden.
Widerspruch des frischgebackenen Fotografen sollte man gelassen nehmen.

Entweder derjenige liest die Bücher und schaut die Videos dann trotz der gespielten Arroganz und lernt dazu, oder eben nicht und das neue Hobby landet schnell wieder ad Acta.

In beiden Fällen ist etwas gewonnen.

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