21st Century Digital Boy
Das ist der Titel eines Songs von Bad Religion und das Schlagwort eines Blogeintrages eines geschätzten Kollegen, der seit ca. 10 Jahren (sehr viel länger als ich) Konzerte ablichtet und Artikel darüber verfasst.
Ich lese das immer sehr gerne und schaue mir seine Fotos an, nicht zuletzt auch um mir selbst etwas Inspiration zu gönnen.
Aber zu Thema - im fraglichen Beitrag heißt es unter anderem:
Zunächst:
Ja, das stimmt.
Viele "meinen" sie wären eine Rockband, viele "meinen" auch, sie wären Fotografen.
Der Ärger, der hier auf der Tonspur mitschwingt ist auch verständlich.
Sorgt die angesprochene Banalisierung doch über kurz oder lang für sinkende Preise und Verdienstmöglichkeiten für etablierte und professionelle.
"Nein, danke - Ich hab 'nen Kumpel der die Fotos für lau macht."
Diesen Satz hört man heute immer öfter - vor 10-20 Jahren war das noch eher die Ausnahme.
Oder anders ausgedrückt:
"Die Digitalisierung ist super, bis der eigene Job von einer 99 Cent App erledigt wird."
Jedoch finde ich nicht, dass man den Leuten vorwerfen kann, dass sie ihre Möglichkeiten nutzen und versuchen sich weiterzuentwickeln.
Wenn ihre Ergebnisse veröffentlicht werden, sie auftreten können, kann man ihnen das nicht vorwerfen - denn es gibt nur 2 Möglichkeiten, warum das passiert:
- Sie hatten Glück.
- Sie haben gute (akzeptable) Arbeit abgeliefert
Ich kann mir nicht vorstellen, was eine (meinetwegen schlechte) Band falsch gemacht hat, wenn sie auftreten kann.
Hätten die Jungs die Chance ausschlagen sollen?
"Ne, wir finden uns scheiße!"
Oder hätte ich mein erstes Konzert als "Fotograf" ablehnen sollen?
"Ne, lass mal, hab' keinen Bock Erfahrung zu sammeln!"
Zugegeben;
Meine ersten Konzertfotos - wie auch meinen ersten Fotos überhaupt, sieht man an, dass sie aus einer Zeit stammen, in der ich kaum Übung damit hatte.
Und das ist auch OK so.
Es war auch damals schon OK so.
Ich hatte Spaß daran.
Weiter heißt es in dem Blog:
Jeder hat, egal was er tut, einmal klein angefangen.
Ob eine Ausbildung oder ein Studium dahintersteht, ist da zunächst kaum relevant.
Denn eines haben Bands, Fotografen und Journalisten gemein:
Es kommt auf die Ergebnisse an - auf die Ergebnisse allein.
Wer professionelle Ergebnisse braucht, wird sich auch an Profis wenden.
Das wird auch in Zukunft noch so sein.
Ich halte mich nicht für einen Journalisten und wenn mein Blog nicht gut ist, dann liest ihn auch keiner - so einfach ist das.
Würde ich Musik machen und keiner applaudiert beim Auftritt, wüsste ich auch da Bescheid.
Besser werden oder was anderes suchen.
Und das "was anderes suchen" ist immer damit verbunden bei Null anzufangen.
Das Gegenteil ist der Fall.
Erst die Digitalisierung hat dazu geführt, dass praktisch jeder in der Lage ist, zu veröffentlichen und sein Publikum zu finden - grade die angesprochenen "Rohdiamanten".
Ob da nun Leute dabei sind, die länger als 3-5 Jahre die Stadien füllen, muss sich erst noch zeigen.
Aber kommt es darauf überhaupt an?
Kommt es nicht viel eher darauf an, im Konsum dieser Werke seinen Alltag etwas schöner zu machen?
Ob der Künstler nun in der Lanxess-Arena oder im MTC in Köln auftritt, ist in dem Moment doch gar nicht wichtig.
Wenn die Kunst gut ist und viele Anhänger findet, stehen die Chancen eine "Speerspitze" zu werden noch genauso gut oder schlecht wie früher.
Dass viele tolle Bands nie wirklich Erfolg haben, war früher so und ist heute noch die selbe Geschichte.
Die Zeiten ändern sich.
Aber die Zeiten haben sich schon immer geändert.
Ich möchte zusammenfassend sagen, dass man sich nicht von einer "Profiliga" und deren Mitleidigem Lächeln abschrecken lassen sondern motivieren lassen soll seine Möglichkeiten auszuloten und so gut zu werden, wie man kann.
Die Lebenszeit ist begrenzt und man muss nichts für immer machen, was man nicht für immer tun möchte.
Auch wenn man bei was Neuem ganz klein anfängt.
Zum Schluss noch der Lesetipp:
Jeden Freitag die Kolummne auf: http://rocknroll-reporter.de