Der Unterschied zwischen Knipsen und Fotografieren

Man sagt das oft - so als wären die beiden Begriffe Synonym.
Das sind sie aber nicht.

Nicht für mich und für viele, viele Andere auch nicht.

Wer mit einer 150 Euro-Kompaktkamera, egal welcher Hersteller, im Automatikmodus draufhält und 8 mal abdrückt, in der Hoffnung, dass "eins schon was geworden ist", knipst vermutlich den kleinen Justin-Lenox wie er auf der Familienfeier auf seinem Teller den neuesten Teil der Expendables nachstellt.

Und das Ergebnis wird, aus technischer Sicht, auch OK sein.

Knipsen war noch nie so einfach wie heute.

Vollautomatikmodi mit den wildesten Algorithmen, mit allen möglichen und unmöglichen Kreativeffekten machen es praktisch ausgeschlossen ein falsch belichtetes Foto in die Tattoogruppe auf Facebook hochzuladen.
Einfach drücken und fertig.

Das ist alles, was die meisten Leute unter "Fotografie" verstehen und das wird auch so bleiben.

Und das ist auch OK so.

Wer für sich in Anspruch nimmt, nicht einfach nur zu knipsen sondern zu fotografieren, fängt damit an, das Bild im eigenen Kopf zu fertigen.

Von dort überlegt man sich die technischen Aspekte - beispielsweise die Lichtsituation und was das Equipment kann und nicht kann.
Schließlich steht dem fertigen Bild nur noch die konkrete Umsetzung entgegen.

Das läuft nicht bei jedem immer genau gleich ab - aber zumindest so ähnlich ist der Ablauf bei fast allen.

Das Ergebnis ist ein Bild, das eben nicht einfach bloß geknipst wurde - auch wenn es Misslungen ist.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Knipserei und der Fotografie ist die Tatsache, dass man sich bei Letzterem tatsächlich Gedanken über das fertige Bild gemacht hat.

Ob man die Kamera jetzt blind beherrscht und MFT-Charts lesen kann oder nicht, ist an dem Punkt nicht wichtig.

Knipsen ist wie McDonald's - man bestellt und bekommt schnell was man erwartet hat.
Oder zumindest sowas Ähnliches.

Fotografie ist eher wie das Geschenk für die kleine Schwester zu Weihnachten - es ist der Gedanke der zählt.

Am Ende jedoch, ist es das Ergebnis das zählt, wenn es gefällt, gefällt es.
Egal ob geknipst oder fotografiert.